Unterwegs in Hamburg

 

 

Magda Thürey – Teil 3

„Unrecht brachte uns den Tod – Lebende erkennt eure Pflicht“

Inschrift an der Gedenkstätte für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, Friedhof Ohlsdorf

 

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Bei den verheerenden Luftangriffen auf Hamburg büßte der Stadtteil Eimsbüttel, durch den ich seit Stunden spaziere, weite Teile seiner alten Bebauung ein. Da infolge des Bombardements das öffentliche Leben weitestgehend zum Erliegen kam und selbst die Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr gesichert werden konnte, beschloss der damalige Hamburger Generalstaatsanwalt Dr. Erich Drescher etwa fünfzig inhaftierte Mitglieder der Bästlein-Jacobs-Abshagen Gruppe einen zweimonatigen Hafturlaub, mit der Auflage, sich nach dieser Zeit wieder einzufinden, zu gewähren. Einige der vorübergehend entlassenen Häftlinge beschlossen, sich nicht an diese Anordnung zu halten und setzten die Widerstandsarbeit im Untergrund fort. Doch der Polizei gelang es einen Spitzel in die Gruppe einzuschleusen, sodass bereits nach wenigen Wochen nahezu sämtliche Widerstandskämpfer erneut gefasst waren. Auch für Magda Thürey, die einen konspirativen Seifenladen führte und deren Ehemann Paul sich bereits in Gestapohaft befand, wurde die Situation zunehmend prekärer.

Durch den Einlass einer kaum mehr als hüfthohen rot-braunen Backsteinmauer betrete ich den 1877 geweihten Friedhof Ohlsdorf, der mit einer Fläche von 389 Hektar, auf der sich mehr als 200.000 Grabstätten verteilen, der größte Parkfriedhof der Welt ist.

Mahnmal auf dem Friedhof Ohlsdorf                        (c) M.Graß

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Unterwegs in Hamburg

Magda Thürey – Teil 2

„Hitlers Niederlage ist nicht unsere Niederlage, sondern unser Sieg!“

(aus einem Flugblatt der Bästlein-Jacob-Abshagen Widerstandsgruppe)

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Während ihrer Schulzeit entschloss sich Magda Thürey (1899-1945), später selbst als Lehrerin zu arbeiten, insbesondere um sozial benachteiligten Kindern zu einer umfassenden Bildung zu verhelfen. Nach Abschluss ihrer Ausbildung fand sie eine Anstellung an der Schule in der Lutterothstraße im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.

Schule an der Lutterothstraße                                       (c) M.Graß

Magda stand dem bestehenden autoritären Schulsystem sehr kritisch gegenüber, arbeitete aktiv in der Hamburger Lehrergewerkschaft mit und trat 1925 der KPD bei. Mit der Auflösung der Hamburger Bürgerschaft (1933) regierte die NSDAP als alleinige Partei in der Hansestadt und während sich der überwiegende Teil der Bevölkerung in das neue System einfügte, gab es einige Aufrechte, die mutig gegen den Terror und die Unterdrückung der menschenverachtenden Diktatur Widerstand leisteten. Eine von ihnen war Magda Thürey. Weiterlesen

Unterwegs in Hamburg

 

Magda Thürey – Teil 1

„Der Erzieher soll das Kind zwei Dinge lieben lehren, den Frieden und die Arbeit, und ein Ding verabscheuen, den Krieg.“

[Anatole France]

Magda Thüreys Eintrag in das Poesie-Album einer ihrer Schülerinnen, 1929

Grindelberg 33                                            (c) M.Graß

„Der Grindelberg brannte auf beiden Straßenseiten“, erinnert sich der Hamburger Rolf Arnold (*1932), der als Kind die verheerenden Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges auf die Hansestadt er- und überlebt hat. Die einst attraktive Einkaufsstraße mit ihrer großbürgerlichen Bebauung, von der Rolf Arnold redet, war ebenso zerstört wie der gesamte Stadtteil Eimsbüttel, der innerhalb weniger Stunden nahezu dem Erdboden gleich gemacht wurde. Am darauffolgenden Tag verdunkelten dicke, schwarze Rauchwolken den Himmel und ließen es auch um die Mittagszeit nicht hell werden. Den Sonnenstrahlen des eigentlich wolkenlosen Sommertages gelang es nicht, die geschlossene Rauchdecke zu durchbrechen. Doch ein Haus, das noch heute aus den langweiligen Beton- und Backsteinbauten am Grindelberg hervorsticht, blieb verschont. In dem Stadthaus mit der Nummer 33 hatte 1899 Magda Thürey (geb. Bär) das Licht der Welt erblickt. Gemeinsam mit ihrer Schwester sowie einem Bruder wuchs sie in einer evangelischen Kapitänsfamilie auf. Ihrem Vater Hermann Karl Bär gelang es, in seiner Berufslaufbahn bis zum Schiffsoffizier aufzusteigen. Er verstarb jedoch bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, was zur Folge hatte, dass die Familie über die kommenden Jahrzehnte nur mit Müh und Not ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Weiterlesen