Unterwegs in… Wien (Zentralfriedhof)

 

Hedy Lamarr – Teil 3: Absturz einer Filmdiva

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„Ich glaube, manchmal spiele ich im Leben mehr als auf der Leinwand.“
(Hedy Lamarr)

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Hedy Lamarr, 1972

 

Eine Frau mittleren Alters liegt, umringt von mit scharfkantigen Skalpellen ausgestatteten Chirurgen, auf dem OP-Tisch und ersucht die behandelten Ärzte, sie „schönzumachen“. Die Anfangsszene des tragisch-komischen und sarkastischen Films von Pop Art-Künstler Andy Warhol, der einen gnadenlosen Blick auf Schönheitswahn, Starkult und die Sucht nach Anerkennung wirft, eröffnet die Erzählung um eine schlecht gealterte, „I feel pretty“ singenden Frau, die im weiteren Verlauf der Handlung, ohne dies selbst wahrzunehmen, ein tragisches Schicksal erleidet. Der Film erzählt die Geschichte von Hedy Lamarr und kommt der Hollywooddiva weitaus näher als manche vorgeblich akribische Dokumentation.

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Unterwegs in… Wien (Judenplatz)

Hedy Lamarr – Teil 2: Stilikone & Erfinderin

Hier geht es zum 1.Teil

„Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur stillstehen und dumm dreinschauen.“
(Hedy Lamarr)

Hedy Lamarr, 1944 / Public domain

Ich betrachte eine in einer würfelförmigen Vitrine verwahrte Spieluhr in Form eines lustigen Zwerges, der mit einem Korb ausgestattet eifrig Pilze sammelt. Das angebrachte Hinweisschildchen bescheinigt der Figur ein Baujahr der 1910-er Jahre sowie eine einstige stolze Besitzerin namens Hedy Kiesler, die dieses Kinderspielzeug mutmaßlich geschenkt bekommen hat, kurz nachdem sie in die Rolle der Tochter aus wohlhabender, assimilierter jüdischer Familie hineingeboren wurde – eine Rolle, an der sie gefallen fand und der noch zahlreiche weitere berufliche wie private folgen sollten.

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Unterwegs in… Wien (Döbling)

Hedy Lamarr – Teil 1: Die Prinzessin aus Döbling

„Ich habe nie einen anderen Mann so sehr geliebt wie meinen Vater“
(Hedy Lamarr)

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Hedy Lamarr, 1932

In ihrem letzten Interview gab die 84-jährige Hedy Lamarr auf die Frage, mit welcher historischen Figur sie sich identifizieren könne, an: „Kaiserin Elisabeth von Österreich“. In der Tat sind manche Parallelen zu entdecken, zwischen der im Volksmund als „Sissi“ bekannten Monarchin und der heute weitgehend vergessenen Hollywooddiva.

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Unterwegs in… Berlin (Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee)

Max Liebermann – Teil 4: Zerbrochene Träume

Hier geht es zu Teil 3

„Ich will die neue Welt um mich herum nicht sehen“
(Max Liebermann)

(c) M.Graß

Ich stehe, umgeben von mit Graffiti versehenen Wänden, vor einer verschlossenen doppelflügligen Eisentür, in die in Augenhöhe zwei Davidsterne eingelassen sind, durch die ich auf einen etwa sieben Meter breiten Weg schaue.

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Unterwegs in… Berlin (Wannsee)

Max Liebermann – Teil 3: Das Schloss am See

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„Wo det Salatessen anfängt, bejinnt de Kultur…“
 (Max Liebermann)

(c) M.Graß

Nach einer Fahrt durch die Berliner Außenbezirke und attraktive Wohngebiete habe ich mein Auto unter einem schattenspendenden Baum, unmittelbar gegenüber dem einstigen Haus des Verlegers Ferdinand Springer, das durch seine ungewöhnliche asymmetrische Form auffällt, abgestellt. Nach einem kurzen Spaziergang erreiche ich am Ende einer Sackgasse das Landhaus des Verlegers Carl Langenscheidt, Sohn des Verlagsgründers Gustav Langenscheidt, der sich 1899 das Anwesen, das sich, wie ich einem prüfenden Blick auf das Klingelschild entnehme, nach wie vor im Familienbesitz befindet, in Fachwerkbauweise errichten ließ.

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Unterwegs in… Berlin (Pariser Platz)

Max Liebermann – Teil 2: „Unverbesserlicher Anarchist“ und „heimlicher Kaiser“

Hier geht`s zu Teil 1 –>

„Ich bin in meinen Lebensgewohnheiten der vollkommene Bourgeois;
ich esse, trinke, schlafe, gehe spazieren und arbeite mit der Regelmäßigkeit einer Turmuhr“
(Max Liebermann)

Pariser Platz / (c) M.Graß

Ich stehe auf dem geschichtsträchtigen Pariser Platz auf der Ostseite des Brandenburger Tores. Bei sommerlicher Wärme, wobei sanfte Windböen, die aus Richtung des Boulevards „Unter den Linden“ durch das Brandenburger Tor hinüber nach Charlottenburg wehen, für gelegentliche Abkühlung sorgen, reiben sich Passanten unterhalb der schützenden Schirmmützen den Schweiß von der Stirn und Eltern bemühen sich ihre quengelnden Kinder, mit denen sie einen Wochenendausflug in die Hauptstadt unternommen haben, mit der Aussicht auf ein Eis bei Laune zu halten. Auf dem Gehweg unmittelbar vor einem rechteckigen Schmuckbeet, in dessen Zentrum eine Wasserfontäne sprudelt, hat ein Lehrer seine jugendlichen Schüler um sich versammelt, um ihnen die historische Bedeutung dieses Ortes zu vergegenwärtigen.

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Unterwegs in… Berlin (Nikolaiviertel)

Max Liebermann – Teil 1:  Suche nach Anerkennung


„…während so ein armer Maler, nachdem er sich den ganzen Tag vor der Staffelei geschunden hat, sich oft sagen muss, dass all sein Tun umsonst war.“
Max Liebermann in einem Brief an seinen Bruder Felix
 

Geburtshaus von Max Liebermann in der Spandauer Straße
© M. Graß

Ich blicke an der gelb-ockerfarbenen Fassade des altehrwürdigen Gebäudes empor, hinter der am 20. Juli 1847 große Aufregung geherrscht haben dürfte. „Früh um acht Uhr erfolgte die glückliche Entbindung meiner lieben Frau Philippine von einem gesunden Knaben“, verkündete der stolze Industrielle Louis Liebermann am folgenden Tag in der aufgegebenen Geburtsanzeige. Als drittes Kind der wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie hatte Max in der Spandauer Straße 30 das Licht der Welt erblickt.

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Unterwegs in Hamburg

 

 

Magda Thürey – Teil 3

„Unrecht brachte uns den Tod – Lebende erkennt eure Pflicht“

Inschrift an der Gedenkstätte für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, Friedhof Ohlsdorf

 

Hier geht es zum 1.Teil

 

Bei den verheerenden Luftangriffen auf Hamburg büßte der Stadtteil Eimsbüttel, durch den ich seit Stunden spaziere, weite Teile seiner alten Bebauung ein. Da infolge des Bombardements das öffentliche Leben weitestgehend zum Erliegen kam und selbst die Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr gesichert werden konnte, beschloss der damalige Hamburger Generalstaatsanwalt Dr. Erich Drescher etwa fünfzig inhaftierte Mitglieder der Bästlein-Jacobs-Abshagen Gruppe einen zweimonatigen Hafturlaub, mit der Auflage, sich nach dieser Zeit wieder einzufinden, zu gewähren. Einige der vorübergehend entlassenen Häftlinge beschlossen, sich nicht an diese Anordnung zu halten und setzten die Widerstandsarbeit im Untergrund fort. Doch der Polizei gelang es einen Spitzel in die Gruppe einzuschleusen, sodass bereits nach wenigen Wochen nahezu sämtliche Widerstandskämpfer erneut gefasst waren. Auch für Magda Thürey, die einen konspirativen Seifenladen führte und deren Ehemann Paul sich bereits in Gestapohaft befand, wurde die Situation zunehmend prekärer.

Durch den Einlass einer kaum mehr als hüfthohen rot-braunen Backsteinmauer betrete ich den 1877 geweihten Friedhof Ohlsdorf, der mit einer Fläche von 389 Hektar, auf der sich mehr als 200.000 Grabstätten verteilen, der größte Parkfriedhof der Welt ist.

Mahnmal auf dem Friedhof Ohlsdorf                        (c) M.Graß

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Unterwegs in Hamburg

Magda Thürey – Teil 2

„Hitlers Niederlage ist nicht unsere Niederlage, sondern unser Sieg!“

(aus einem Flugblatt der Bästlein-Jacob-Abshagen Widerstandsgruppe)

Hier geht es zum 1.Teil

Während ihrer Schulzeit entschloss sich Magda Thürey (1899-1945), später selbst als Lehrerin zu arbeiten, insbesondere um sozial benachteiligten Kindern zu einer umfassenden Bildung zu verhelfen. Nach Abschluss ihrer Ausbildung fand sie eine Anstellung an der Schule in der Lutterothstraße im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.

Schule an der Lutterothstraße                                       (c) M.Graß

Magda stand dem bestehenden autoritären Schulsystem sehr kritisch gegenüber, arbeitete aktiv in der Hamburger Lehrergewerkschaft mit und trat 1925 der KPD bei. Mit der Auflösung der Hamburger Bürgerschaft (1933) regierte die NSDAP als alleinige Partei in der Hansestadt und während sich der überwiegende Teil der Bevölkerung in das neue System einfügte, gab es einige Aufrechte, die mutig gegen den Terror und die Unterdrückung der menschenverachtenden Diktatur Widerstand leisteten. Eine von ihnen war Magda Thürey. Weiterlesen

Unterwegs in Hamburg

 

Magda Thürey – Teil 1

„Der Erzieher soll das Kind zwei Dinge lieben lehren, den Frieden und die Arbeit, und ein Ding verabscheuen, den Krieg.“

[Anatole France]

Magda Thüreys Eintrag in das Poesie-Album einer ihrer Schülerinnen, 1929

Grindelberg 33                                            (c) M.Graß

„Der Grindelberg brannte auf beiden Straßenseiten“, erinnert sich der Hamburger Rolf Arnold (*1932), der als Kind die verheerenden Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges auf die Hansestadt er- und überlebt hat. Die einst attraktive Einkaufsstraße mit ihrer großbürgerlichen Bebauung, von der Rolf Arnold redet, war ebenso zerstört wie der gesamte Stadtteil Eimsbüttel, der innerhalb weniger Stunden nahezu dem Erdboden gleich gemacht wurde. Am darauffolgenden Tag verdunkelten dicke, schwarze Rauchwolken den Himmel und ließen es auch um die Mittagszeit nicht hell werden. Den Sonnenstrahlen des eigentlich wolkenlosen Sommertages gelang es nicht, die geschlossene Rauchdecke zu durchbrechen. Doch ein Haus, das noch heute aus den langweiligen Beton- und Backsteinbauten am Grindelberg hervorsticht, blieb verschont. In dem Stadthaus mit der Nummer 33 hatte 1899 Magda Thürey (geb. Bär) das Licht der Welt erblickt. Gemeinsam mit ihrer Schwester sowie einem Bruder wuchs sie in einer evangelischen Kapitänsfamilie auf. Ihrem Vater Hermann Karl Bär gelang es, in seiner Berufslaufbahn bis zum Schiffsoffizier aufzusteigen. Er verstarb jedoch bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, was zur Folge hatte, dass die Familie über die kommenden Jahrzehnte nur mit Müh und Not ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Weiterlesen